Alexander Nolte
4. November 2014

Gegen das Vergessen und für eine neue Kultur der Achtsamkeit

2014-11-03 19.01.06

Rund 80 Personen waren der Einladung von Jusos und SPD am Montag, 3.11.2014 in die Alte Synagoge gefolgt, um dort mit ihrem Leiter, Dr. Uri Kaufmann über die aktuellen Tendenzen des Antisemitismus zu diskutieren.

Dieser machte in seinem Vortrag darauf aufmerksam, dass die Geschichte des deutschen Judentums oft auf die Zeit der Verfolgung während des Nationalsozialismus reduziert würde, dabei existieren jüdische Gemeinden bereits seit dem 4. Jahrhundert auf dem Gebiet der deutschen Staaten. Und ebenso lange existiert auch der mal stärker, mal schwächer ausgeprägter Antisemitismus.

Da kann es die Veranstalter auch nur wenig trösten, dass die SPD in Zeiten des Kaiserreichs, die einzige Partei war, die sich vom Antisemitismus distanziert hatte. Zumal auch heute noch die überlieferten Bilder „des raffgierigen und korrupten Judens“ durch antisemitische Kräfte bedient werden und, wie jüngste Studien ergeben haben, in den Köpfen als Vorurteile fortbestehen. Was sich, wie man auch in Essen in diesem Jahr leidlich erfahren musste, in der jüngsten Zeit immer wieder öffentlich Bahn bricht.

Wie man diesen Vorurteilen und den damit verbundenen Handlungsmustern entgegen treten kann, war ein Schwerpunkt der Debatte, durch die der Juso-Vorsitzende, Alexander Nolte führte. Dabei wurde allen Anwesenden noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Förderung von Klarheit und Verständnis im gegenseitigen Umgang seien dabei oberstes Ziel.

„Hierfür gilt es aber die richtigen Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln, die die Jugendlichen in ihrer Lebenswirklichkeit abholen und ihnen ein tieferes Verständnis, sowohl für die Vergangenheit als auch für das jüdische Leben von heute vermitteln“, so die SPD-Vorsitzende Britta Altenkamp.

In seinem Schlusswort sprach sich Dr. Kaufmann daher auch dafür aus, das Judentum nicht immer nur im Spiegel der Vergangenheit zu betrachten, sondern sich bewusst mit der real existierenden jüdischen Gemeinschaft auseinanderzusetzen und so eine Form der gegenseitigen Achtsamkeit und des Verständnisses zu entwickeln. Dabei spielen Orte wie die „Alte Synagoge – Haus jüdischer Kultur“ und Veranstaltungen wie diese eine wichtige Rolle.

Die Veranstaltung fand statt im Rahmen der diesjährigen Antifaschistischen Wochen in Essen vom 28. Otkober bis 15. November 2014.
Auf http://www.essen-stellt-sich-quer.de/ gibt es das komplette Programm.