Drei Fragen an: Gereon Wolters

Aus dem Hörsaal in den Sitzungssaal: Gereon Wolters ist Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht an der Ruhr-Universität Bochum und möchte für den Essener Süden und Westen in den Bundestag ziehen. Damit ihr ihn noch besser kennenlernen könnt, haben wir kurz vor der Wahl mit Gereon Wolters gesprochen und ihm drei Fragen gestellt.
Was hat Dich motiviert für den Bundestag zu kandidieren?
Ich bin in einem sozialdemokratischen und sozialliberalen Elternhaus aufgewachsen. Im Jugendalter wurde ich durch die Umwelt- und Friedensbewegung der Achtzigerjahre nachhaltig geprägt. Nach meinem Studium, meiner Promotion und Habilitation hat mich das große Glück des Schicksals an die Ruhr gebracht. Als Vater von vier Söhnen durfte ich mich hier einerseits viel um schulische und familiäre Fragen kümmern und als Universitätsprofessor in zahlreichen Funktionen hochschulpolitisch engagieren. Der Schritt in die Bundespolitik ist vor allem von Begeisterung und Neugierde getragen. Gleichzeitig habe ich den Wunsch, meine vielfältigen und mannigfachen Erfahrungen aus dem Alltag als Familienvater und als beruflich inzwischen fest etablierter Wissenschaftler, in die politische Arbeit einzubringen. So kann ich der Gesellschaft, der ich meinen Werdegang ganz wesentlich zu verdanken habe, vielleicht auch etwas zurückzugeben. Zudem stehe ich in der Mitte meines Berufslebens und sehe jetzt einfach den richtigen und passenden Zeitpunkt, etwas Neues zu wagen und wichtige Impulse für die Politik zu setzen.
Wenn der Einzug in den Bundestag gelingt, wo möchtest Du in der nächsten Legislaturperiode Deine politischen Schwerpunkte legen?
Bei aller Begeisterung für und Vorfreude auf mein Wirken in den kommenden vier Jahren möchte ich doch zunächst unterstreichen, dass ich die Aufgabe schon im Allgemeinen in Demut und Bescheidenheit angehen werde. Auch gehe ich nicht davon aus, dass mich als Neuling ein Wunschkonzert erwartet. So werde ich mich vermutlich auch in Felder einarbeiten müssen und dürfen, die ich bisher noch gar nicht im Blick hatte. Davon losgelöst sehe ich meine Interessenschwerpunkte natürlich zuallererst in der Rechts- und Kriminalpolitik, da ich hier beruflich und wissenschaftlich bestens gebildet und ausgewiesen bin. Aber auch Familien- und Bildungspolitik sowie alle Themen, die man unter dem Stichwort „lebenswerte Stadt“ zusammenfassen kann – also etwa Städtebau, öffentlicher Verkehr, Lärmschutz, bezahlbarer Wohnraum und Gestaltung sowie die Belebung der Innenstädte und Stadtteilzentren –, liegen mir am Herzen. Als kulturell vielfältig interessierter Mensch sehe ich einen weiteren Bereich in der Förderung wirtschaftlich schwächerer Staaten.
Du bist gebürtiger Münsteraner, aber nun schon seit einigen Jahren fest im Ruhrgebiet verwurzelt. Gibt es eine Ruhrgebiets-Eigenart, die Du über die Jahre besonders zu schätzen gelernt hast? Nach meinem Abitur und Zivildienst bin ich zum Studium erst nach Berlin und dann nach Kiel gegangen. Nach einer sehr lebendigen Zeit im pulsierenden Berlin, in der fast kein Tag ohne Museums- oder Theaterbesuch vergangen ist, und einer beschaulicheren Phase im schönen, aber nicht ganz so turbulenten Norden, in die auch die Geburt unserer vier Söhne fiel, habe ich im Revier beides gefunden: Hier ist alles, was der Kulturfreund braucht, in Straßenbahnentfernung zu erreichen. Gleichzeitig findet man aber auch überall ausgleichende Ruhe. Das ist aber natürlich nur das Vordergründige. Viel wichtiger ist für mich: Hier sind die Menschen einfach auf das Angenehmste geerdet, niemals abgehoben. Es ist egal, welchen Beruf man hat – jede und jeder wird geachtet, man geht wie selbstverständlich mit Respekt vor der Vielfalt der Lebenswege und Herkünfte miteinander um. Es ist hier wunderbar unaufgeregt und liebenswert. Ich möchte nie wieder woanders leben!
Mehr Infos zu Gereon und seinen politischen Zielen gibts auf seiner Website – oder folgt ihm dirket auf Instagram. Das komplette SPD-Wahlprogramm findet Ihr übrigens hier: https://www.spd.de/zukunftsprogramm/